Mit einem blauen Augen davongekommen: Beim Oberliga-Tabellenletzten TuS Bövinghausen war die SG Wattenscheid 09 über weite Phasen die taktgebende Mannschaft, erarbeitete sich Chance nach Chance. Wann der Sack frühzeitig zugeschnürt werden würde, war eigentlich nur eine Frage der Zeit. Der 4:3 (2:1)-Endstand mit spielentscheidendem Treffer in der Nachspielzeit war im Endeffekt unnötig spannend - da waren sich alle einig.
„Wir haben uns geile Chancen erarbeitet, hatten gute eins-gegen-eins-Situationen, gute Linienläufe, kamen oft hinter die Kette. In der Halbzeit hättest du schon vier Tore auf dem Konto haben müssen. Damit hätten wir schnell für Ruhe gesorgt und den Gegner ausgeknockt“, resümierte Wattenscheids Cheftrainer Christopher Pache die erste Hälfte.
Die SGW erwischte einen Traumstart, ging durch Tim Kaminski mit dem ersten Torschuss blitzschnell in Führung (2.). Jamal El Mansoury legte das 2:0 zügig hinterher (14.). Beide Situationen entstanden über die linke Seite, jeweils über Assistgeber Hivan Kouonang. Der Anschlusstreffer durch Seongsun You kam aus dem Nichts (18.).
„Alles, was mit zwei Differenz ist, ist mit einem Anschluss natürlich immer schnell reguliert“, erkannte Pache. Dennoch war es weiterhin seine Elf, die sich eine Torchance nach der anderen erspielte, die Kugel aber nicht über die Linie drückte. Nach dem Seitenwechsel zunächst ein ähnliches Bild. Der Treffer zum 3:1 von Kouonang (60.) zum sicher geglaubten Sieg war längst überfällig. Doch dieser erweckte neue Kräfte bei den Gastgebern, die durch Ilker Algan (67.) und Yanni Regäsel tatsächlich noch zum 3:3 ausglichen (81.).
TuS Bövinghausen: Szczepankiewicz - Khan, You, Malcherek, Licina - Dzaferoski, Algan, Hodza - Regäsel, Skrijelj (65. Papadopoulos), Twumasi.
SG Wattenscheid 09: Lenuweit - Kaminski (83. Seltana), Kacmaz, Gabriel, Pasche (61. Sarli) - Buckmaier (67. Lewicki), Sindermann - El Mansoury, Firat, Kouonang (82. Yesilova) - Nnaji (90. Broos).
Schiedsrichter: Stefan Tendyck.
Tore: 0:1 Kaminski (2.), 0:2 El Mansoury (14.), 1:2 You (18.), 1:3 Kouonang (60.), 2:3 Algan (67.), 3:3 Regäsel (81.), 3:4 Yesilova (90.).
Zuschauer: 135.
Zuvor vergab Wattenscheid kläglich beste Möglichkeiten, um dem Gegner die rote Laterne vorzeitig noch fester in die Hand zu drücken. „Die Chancenauswertung ist bei uns schon lange ein Thema. Gegen Bövinghausen haben wir nicht mal fünf oder sechs liegen gelassen, sondern in meinen Augen sogar 14 oder 15“, kritisierte Pache und erklärte: „Wir haben viel zu viel Gewalt in den Schüssen, agieren ohne Visier."
Würden die Jungs 70 bis 80 Prozent der Dinger reinmachen, würden sie nicht bei uns spielen. Deswegen wir müssen wir daran arbeiten und konsequenter werden.
Christopher Pache
Die Chancenverwertung bleibt Wattenscheids Handycap in dieser Saison. Bis zum letzten Drittel präsentieren sich die Schwarz-Weißen oft als eine der Top-Mannschaften im spielerischen Bereich, nur der Ertrag fehlt. "Einen kühlen Kopf im Sechzehner bewahren, den Gegner beobachten - so erhöht man die Chance, das Tor zu schießen. Würden die Jungs 70 bis 80 Prozent der Dinger reinmachen, würden sie nicht bei uns spielen. Deswegen müssen wir daran arbeiten und konsequenter werden", so Pache.
Jubeln durften die Hellwegstädter schließlich doch noch: Emre Yesilova besorgte mit einem Freistoßtreffer in der Nachspielzeit das 4:3 und den wichtigen Dreier (90.). Auf der Gegenseite hingen die Köpfe tief. Danny Voß, Cheftrainer des TuS Bövinghausen, enttäuscht: „Das ist ein Wahnsinns-Spiel gewesen. Der Lucky-Punch war für beide Mannschaften am Ende möglich. Dass eine Standardsituation das Spiel entscheidet, ist natürlich ärgerlich und tut brutal weh.“
Für sein Team wird es somit immer düsterer im Tabellenkeller. Am nächsten Freitag ist Victoria Clarholz zu Gast bei den Dortmundern (13. Dezember, 19 Uhr). Die SG Wattenscheid 09 gastiert beim SV Lippstadt (15. Dezember, 14:30 Uhr).